Arbeitsgemeinschaft Elternbeiräte an Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart

AKTUELLES

Rundbrief an die ARGE-Mitglieder vom 27.Juli 2021

Liebe Mitglieder der ARGE Stuttgart,

wie geplant, konnten wir unsere zweite Online-Mitgliederversammlung am 12.Juni durchführen. Herzlichen Dank an alle, die durch Teilnahme und Diskussion zum Erfolg der Mitgliederversammlung beigetragen haben. Für den Herbst planen wir, wieder in Präsenz in Ludwigsburg zu tagen, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit zu organisieren, per Videokonferenz an der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Wir können ja auch schlecht Hybridunterricht an den Gymnasien fordern, wenn wir das selbst nicht auf die Reihe bekommen. Unabhängig von unserem Anspruch an uns selbst, hängt die Durchführung der Mitgliederversammlung im Herbst ja von der weiteren Pandemieentwicklung ab. Besonders optimistisch kann man zum Ende des Schuljahres 2020/21 nicht sein. Die Inzidenzzahlen steigen wieder und es ist zu befürchten, dass zum Schuljahresbeginn 2021/22 der Unterricht unter Pandemiebedingungen immer noch nötig sein wird.

Über Lernbrücken, Bridge the Gap und dem Rückwind-Programm in Bund und Land sollen die Corona-Defizite der letzten eineinhalb Jahre aufgefangen werden. Wie groß und bei wem die Lücken vorhanden sind, darüber wird man erst nach den Lernvergleichsarbeiten Bescheid wissen, die von diesem in den Beginn des nächsten Schuljahres verlegt wurden. Eine Diskussion darüber, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, mit den Vergleichsarbeiten das Lernstandsdefizit zum Wiederbeginn des Präsenzunterrichts festzustellen, erübrigt sich. Schnee von gestern: Das Kultusministerium hat es anders beschlossen und so bleibt denn erst einmal den Lehrkräften überlassen, in ihren oft immer noch zu großen Klassen bei jedem Schüler individuell festzustellen, wie er mit dem Lernen zuhause und dem mehr oder minder gelungenen Distanzunterricht fertig geworden ist.

So sicher wie früher mal die Rente bleibt bestehen: Es wird zum Beginn des neuen Schuljahres nicht mehr Lehrkräfte geben. Es wird genauso viel Unterricht ausfallen wie vor Corona und der Klassenteiler wird immer noch genauso hoch sein wie zu Beginn der Pandemie. Es hat sich nichts an den miesen Voraussetzungen für eine Schule mit Zukunft geändert!

Wir haben viele Emails von Eltern, von Lehrkräften und auch Schulleitungen zum Unterricht in der Corona-Zeit bekommen. Wir glauben, dass wir daraus ein ziemlich genaues Bild darüber bekommen haben, was gut und was weniger gut lief, wo die Schulen, die Lehrkräfte und unsere Kinder gut oder weniger gut mit mangelhafter Digitalisierung und Distanzunterricht haben fertig werden können und wo nicht. Wir haben nolens volens viel dazugelernt – und hoffen sehr, dass das mit Blick auf die Zukunft bei allen Bildungsbeteiligten ebenso der Fall war und ist.

Das Hin und Her ständig wechselnder kurzfristiger Ankündigungen, dem Verlauf der Pandemie entsprechend, ist jetzt erst einmal Vergangenheit. Und gerade in dem Moment, als Inzidenzzahlen unter 10 im ganzen Land überall wahrnehmbares Aufatmen nach sich zog, da erinnerten Informationen über eine neue Corona-Variante daran, dass wir das alles noch lange nicht hinter uns haben. Selbst die tapfer und scheinbar unbeirrbar in jedem Gespräch und Interview wiederholte Zuversicht, dass man im neuen Schuljahr auf Präsenzunterricht und die Rückkehr zur Schulpflicht setze, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es alles andere als gesichert gelten kann, dass erneute Schulschließungen ausgeschlossen sind.

Aus diesem Grund haben wir schon im Mai unseren Brief an die Kultusministerin geschickt, um auf die Maßnahmen aufmerksam zu machen, mit denen das Land und die Schulträger für sichere Klassenzimmer sorgen können. Dazu gehören

-      die Ausstattung der Klassenräume mit Luftfiltern/Lüftern und Plexiglasabtrennungen, um die Problematik der Aerosole wirkungsvoll anzugehen,

-      klare Vorgaben für Hybrid-, Wechsel und/oder Fernunterricht, wenn dieser aufgrund von reduzierten Lerngruppen von den Schulen organisiert werden muss,

-      klare Regeln, Anweisungen und Finanzierung für die Betreuung der Schüler*innen, die im Falle von Hybrid- oder Wechselunterricht nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können,

-      zeitversetzter Beginn und unterschiedliches Ende des Unterrichts, um auch den Transport in und von der Schule zu entzerren.

Und wir haben die Ministerin darauf hingewiesen: „Wir sind überzeugt davon, dass die zweimalige komplette Schließung der Schulen und damit das mehrmonatige Verwehren des verfassungsmäßig und einfachrechtlich garantierten Rechts auf Bildung (s. dazu insbesondere auch die UN-Kinderrechtskonvention) mit diesen seit wenigstens September 2020 geforderten Maßnahmen hätte verhindert werden können. Im Fall einer erneut drohenden Schulschließung behalten wir uns vor, diese auch gerichtlich überprüfen zu lassen.“

 Unseren Brief und die Antwort der Ministerin nach acht Wochen können Sie hier nachlesen: https://www.arge-stuttgart.org/index.php?id=149

 Es ist unsere feste Absicht - und dankenswerter Weise haben unsere Mitglieder in der Online-Versammlung den Vorstand in dieser Haltung auch bestärkt - , ein Eilverfahren gegen die Behörde einzuleiten, die wegen Ansteigen der Corona-Zahlen wieder versucht, eine teilweise oder auch komplette Schulschließung anzuordnen. Unsere Kinder haben eineinhalb Jahre lang mit der Bildungs-Zwangspause kämpfen müssen und in dieser Zeit waren es ganz sicher nicht unsere Kinder, denen man eine besondere Fürsorge  hat zukommen lassen. Das kann und darf sich nicht wiederholen!

Leider gehört auch zur Realität des neuen Schuljahres, dass sich an den Schulen nicht viel geändert hat. Derzeit sieht man am Verlauf der Diskussion um die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten z.B. in Stuttgart, wie wenig die dortige Verwaltung bereit ist, das Mindeste für die Sicherheit der Klassenzimmer zu leisten. (Falls Sie an Details dieser Groteske interessiert sind, finden Sie hier die Informationen:

https://www.arge-stuttgart.org/index.php?id=148) Sie können sich durch Teilnahme an der OpenPetition für die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten aussprechen: https://openpetition.de/!hbdbj

 Das schon aus dem Digitalpakt bekannte Verschiebespiel der Verantwortung findet auch jetzt wieder statt: Land und Bund stellen Zuschüsse für die Finanzierung zur Verfügung, die Kommunen als Schulträger wollen ihren Teil aber vielerorts nicht tragen. Also unterbleibt die Maßnahme insgesamt – und wieder zu Lasten aller, die über Bildung nicht nur reden, sondern als Schulleitung, Lehrkraft oder SchülerIn daran teilnehmen.

Unsere Schlussfolgerung daraus ist, dass wir prüfen wollen und müssen, ob sich die Verantwortlichen der Bildungspolitik einer Unterlassung schuldig machen. Wir sind der festen Überzeugung, dass sie das getan haben und auch wieder tun, wenn sie erneut die Schulen schließen wollen. Davor müssen sie all die niederschwelligen Maßnahmen ergriffen haben, mit deren Hilfe unsere Kinder trotz der Pandemie sicher am Unterricht teilnehmen können! Und wenn die Verantwortlichen für diese Maßnahmen dies nicht wahrhaben wollen, dann müssen sie eben durch Gerichte dazu gezwungen werden.

Gönnen Sie sich und vor allem ihren Kindern die Ferien, die sie sich redlich im ablaufenden Schuljahr verdient haben. Überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich ihrem Kind vierzehn Tage Lernbrücken – und damit eben zwei Wochen weniger Ferien - zumuten wollen, wenn sie nicht sicher sein können, dass dieses Angebot Ihrem Kind wirklich hilft. Vielleicht können Sie mit zwei Wochen mehr Freizeit mit Ihren Kindern zusammen die sozialen Defizite der Corona-Zeit sehr viel besser aufholen als es jede Lernbrücke im Stil des letzten Jahres tun kann.  

 Der Vorstand der ARGE Stuttgart ist natürlich auch in der Ferienzeit für Sie erreichbar und wir werden versuchen, Ihnen auch in den Ferien zu helfen, so gut wir das können.

 Ansonsten sehen, hören und lesen wir voneinander zu Beginn des neuen Schuljahres im September oder spätestens zur Mitgliederversammlung Ende Oktober.

Mit herzlichen Grüßen

Michael Mattig-Gerlach, Thomas Brauer, für den Vorstand der ARGE Stuttgart