Arbeitsgemeinschaft Elternbeiräte an Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart

Teilweise Wiederaufnahme des Unterrichts an den Gymnasien am 4.Mai

Liebe Mitglieder der ARGE Stuttgart,

zunächst einmal hoffen wir, der ARGE-Vorstand, dass es Ihnen allen und Ihren Familien immer noch oder wieder gut geht, und Sie die durch Corona bedingte Ausnahmesituation, so gut es geht, bisher überstanden haben.  

Nun neigt sich ja die komplett unterrichtsfreie und durch home-schooling beherrschte Zeit dem Ende entgegen – und wir können heute nur hoffen, dass die langsame Wiederaufnahme des Unterrichts für die Abiturklassen und die Jahrgangsstufe eins in den Schulen realistisch geplant und umgesetzt wird.

Wir alle haben fast drei Wochen Heimunterricht hinter uns und wir alle haben uns gefreut, wenn das E-Learning mit verschiedenen Lernplattformen geklappt hat – und uns manchmal geärgert, wenn nicht wirklich ein Plan hinter manchen Aktionen einzelner Lehrer erkennbar war. Aus den vielen Mails, die uns erreicht haben, ist für uns die wichtigste Erkenntnis: Es gab, gibt und muss auch weiterhin geben bis wenigstens zu den Sommerferien ein erhebliches Maß an Engagement bei allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft. Es muss Verständnis auf allen Seiten geben für Fehlleistungen in einer für alle unerwarteten Situation. Und es muss die Bereitschaft geben, aus Fehlleistungen das Beste zu machen, nämlich daraus zu lernen und, wenn irgend möglich, schon in der jetzt angelaufenen E-Learning-Phase zwei, vor allem aber dann auch beim Wiederbeginn für einzelne Klassenstufen zu korrigieren, wo dies möglich ist.

Erkennen Sie bitte alle das Engagement der Schulleitungen und der Lehrer ebenso an, wie Sie die Bereitschaft der Schüler*innen wertschätzen, in dieser wenig erfreulichen Zeit trotzdem am Unterrichtsstoff „dran“ zu bleiben. Uns sind viele Feed-Back-Runden einzelner Klassen bekannt, in denen die Eltern nach den Erfahrungen ihrer Kinder miteinander diskutieren,  wie man die Lern-Situation verbessern kann – oft auf denselben Plattformen, wie zuvor ihre Kinder.  Unser Rat in jedem Fall: Bleiben Sie konkret und belassen Sie es nie bei der Fehlerfeststellung, sondern machen Sie möglichst konkrete Verbesserungsvorschläge. Und wenn Sie diese Verbesserungen auch noch an möglichst viele andere kommunizieren, dann haben Sie alle aus einer wenig erfreulichen Gesamtsituation das Beste gemacht.

Es gibt konkrete Beschlüsse aus dem Kultusministerium, die wir in diesem Rundschreiben weitergeben wollen:

Der Wiedereinstieg in den Schulbetrieb ist am 4.Mai: Zitat von der website des Kultusministeriums:

Am 4. Mai 2020 startet in Baden-Württemberg schrittweise und stark eingeschränkt der Schulbetrieb. Der stufenweise Einstieg der Schulen in den Präsenzunterricht beginnt mit Schülerinnen und Schülern aller allgemein bildenden Schulen, bei denen in diesem oder im nächsten Jahr die Abschlussprüfungen anstehen, sowie mit den Schülerinnen und Schülern der Prüfungsklassen der beruflichen Schulen.“

In den bislang bekannt gewordenen Anweisungen aus dem Kultusministerium ist den Schulen ein sehr genauer Rahmen hinsichtlich der Gruppengröße und hinsichtlich der hygienischen Anforderungen gesetzt worden. An den Grundbedingungen der Schule für den zur Verfügung stehenden Raum und die Versorgung mit Seifenspendern oder warmem Wasser hat sich nichts geändert. Wir können den Elternvertretern nur empfehlen, sich bei ihren Schulen zu erkundigen, inwieweit die Anforderungen des Ministeriums an Ihrer Schule überhaupt durchführbar sind.

Bitte bedenken Sie: Für viele Bedingungen gibt es keine schulspezifischen Lösungen und Möglichkeiten, die Ihre Schulen beeinflussen können. Lassen Sie ihren Unmut, auch wenn er noch so berechtigt ist, nicht dort raus, wo niemand ist, der für die Unzulässigkeiten die Verantwortung trägt! Für das bis an die Grenze der Belastbarkeit heruntergesparte Schulsystem tragen NICHT die Schulen die Verantwortung, sondern die Politiker und Ministerialen, die es soweit haben kommen lassen!

 Es wird in diesem Schuljahr keine Versetzungsprobleme geben, weil alle Schüler versetzt werden.

Zitat von der website des Kultusministeriums:

Grundsätzlich werden die Versetzungsentscheidungen auf der Grundlage der Noten im Jahreszeugnis getroffen. Da die Leistungsbewertung allerdings in den letzten Wochen ausgesetzt wurde und auch in der kommenden Zeit nur sehr stark eingeschränkt möglich sein wird, werden alle Schülerinnen und Schüler grundsätzlich ins nächste Schuljahr versetzt. Die Schülerinnen und Schüler dürfen keinen Nachteil aus der aktuellen Situation haben.“

 Thema Klassenarbeiten: Müssen Schüler der Abschlussklassen noch Klassenarbeiten schreiben?

Nein, die Prüfungsklassen konzentrieren sich ausschließlich auf die Vorbereitung der Abschlussprüfungen, es werden in dieser Zeit keine Klassenarbeiten geschrieben. Und auch bei den Klassen des nächsten Prüfungsjahrgangs geht es nicht darum, möglichst schnell Klassenarbeiten nachzuholen, das ist ausdrücklich nicht das Ziel der Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen. Nur soweit die verbleibende Unterrichtszeit dies zulasse und es zugleich pädagogisch sinnvoll sei, können bei den Klassen des nächsten Prüfungsjahrgangs weitere Leistungsfeststellungen erfolgen.

 Gibt es ab dem 4. Mai eine Förderung für Schüler, die beim Fernlernen nicht erreicht wurden?

 Zitat von der website des Kultusministeriums:: "Ja. Da in den vergangenen Wochen nicht alle Schülerinnen und Schüler im Fernlernunterricht erreicht wurden, sind die Schulen deshalb gehalten, gezielt Präsenzangebote für diese Schüler aller Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen zu machen – und zwar vor Ort und durch persönliche Förderung durch die Lehrerin oder den Lehrer."

 Wer sich über weitere Informationen des Kultusministeriums informieren will:

https://km-bw.de/,Lde/Startseite/Ablage+Einzelseiten+gemischte+Themen/FAQS+Schulschliessungen

Ein weiteres wichtiges Thema: Sommerferien.

 Wir gehen davon aus, dass es bis zum Ende des Schuljahres keinen regulären Unterricht für alle geben wird. An den Pfingstferien wird derzeit nicht gerüttelt, weil es erst klar sein muss, was die Lockerung der Korona-Kontaktbeschränkungen und der teilweise Unterricht an den Schulen für die Infektionszahlen bedeuten. Es könnte durchaus wieder ein völliges Herunterfahren aufgrund ansteigender Infektions- oder Mortalitätszahlen folgen. Vor diesem Hintergrund verbietet sich seitens des Kultusministeriums eine Spekulation über die Pfingstferien. Diese müssen schlicht als Puffer bereitstehen, falls es schlimmer kommt, als befürchtet.

 In Teilen der Medien wurde über den Landeselternbeirat die Meldung lanciert, der LEB fordere eine Verkürzung der Sommerferien. Dies wurde inzwischen vom LEB dementiert (Die Pressemitteilung des LEB finden Sie hier). Der Vorstand der ARGE Stuttgart ist der Ansicht, dass man über Gestaltung und Länge der Sommerferien derzeit sachgerecht nicht diskutieren kann. Der Zeitpunkt wäre extrem schlecht gewählt, weil die dann herrschenden Voraussetzungen durch Korona überhaupt noch nicht abzusehen sind. Überdies wird die langjährige Überzeugung aller Beteiligten an der Schulgemeinschaft mit Füßen getreten, wonach Ferien für alle Beteiligten kein Luxus, sondern Notwendigkeit sind. Dies umso mehr in einer Zeit, die für alle bis an die Grenze des Erträglichen geht. Das gilt für Lehrer genauso wie für Schüler*innen, Lehrer und Eltern. Wenn ohnehin durch die Garantie der Versetzung die Möglichkeit geschaffen wird, über das nächste Schuljahr hinweg die Defizite des verkorksten Schuljahres 2019/20 aufzuholen. Wenn keineswegs sicher ist, dass bis zu und in den Sommerferien wieder ein „normaler" Schul- und Lehrbetrieb zu garantieren ist, dann macht die Diskussion über eine Verkürzung der Sommerferien zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Sinn.

Es vergeht zur Zeit kein Tag, an dem nicht alle möglichen Interessenvertreter mit ihren jeweiligen Ideen in die Öffentlichkeit drängen, wie man mit den Problemen der Korona-Krise fertig werden kann. Bitte vergessen sie alle bei diesen Beiträgen nie, wer welche Interessen vertritt. Wir Eltern haben gute Gründe zuhause sitzen, warum unser vorrangiges Bestreben sein wird, dass unsere Kinder und dass Bildung nicht beim Neustart in die Nach-Korona-Zeit erneut unter die Räder von allen möglichen Interessen der Gesellschaft geraten. Es werden unzählige Branchen, Betriebe, Lobbyisten, gesellschaftliche Gruppen, Wirtschafts- und Sportverbände darauf drängen, die riesigen finanziellen Mitteln des Staates in ihre Richtungen zu lenken. Lassen Sie uns alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Interessen unserer Kinder und der Bildung nicht erneut untergehen werden. Die Probleme von heute sollen unsere Kinder mit Hilfe ihrer Bildung morgen lösen. Dafür braucht es eine vernünftige Schulbildung und nicht das totgesparte Schulsystem, das wir schon lange vor der Koronakrise beklagt haben.

 Am 4.Mai geht es ansatzweise wieder in die Schulen. Sehr Vieles haben das Kultusministerium, die Schulleitungen und die Kollegien sehr richtig und gut gemacht. Das Bildungssystem wurde von Korona genauso überrumpelt wie wir Eltern. Wir sollten dankbar für das enorme Engagement sein, das wir von den Schulen für unsere Kinder erfahren konnten – und uns nicht darauf konzentrieren, wo es Fehler und Versäumnisse gab. Darüber zu diskutieren kann man dann immer noch – und wird es auch auf die Zukunft gerichtet tun müssen -, wenn wir wieder auf „Normal“-Betrieb sind.          

 Bis dahin: Bleiben Sie gesund und bleiben Sie ruhig, auch wenn es manchmal schwerfällt. Wir alle sind in einer Ausnahmesituation, Schulleitungen, Lehrer*innen und Kultusministerium inclusive, und bekanntlich ist niemand perfekt. Eltern- und Elternvertreter auch nicht.    

Unsere aktiven und aktuellen Themen können Sie

unter http://arge-stuttgart.org verfolgen. Natürlich können Sie – wie auch in der Vergangenheit häufig - immer gerne direkt auf unsere Vorstandsmitglieder mit Ihren Anliegen zukommen.

Mit herzlichen Grüßen

Michael Mattig-Gerlach, Ines Müller-Vogt

für den Vorsitz der ARGE Stuttgart