Arbeitsgemeinschaft Elternbeiräte an Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart

ARGE Stuttgart fordert Diskussion um das Schulsystem an den Gymnasien des Landes

Am 21.Juni hat die Bürgerinitiative "G9-jetzt-BW" auf der Landespressekonferenz in Stuttgart rund 25.000 Unterschriften zugunsten der Einführung des neunjährigen Bildungsgangs an den Gymnasien im Land präsentiert. Der Vorstand der ARGE Stuttgart hat auf diese Präsentation und die nachfolgenden Reaktionen von Bildungspolitikern aller Parteien und der Kultusministerin mit der nachstehenden Erklärung reagiert:

Weitere Informationen über die Petition

Artikel zur Präsentation der Petition zitiert nach dpa/lsw

Pressemitteilung des Kultusministeriums zu "G9 jetzt"

Pressemitteilung des Philologenverbandes zu G8/G9

"Die ARGE Stuttgart, der Zusammenschluss der Elternvertreter in den Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart, hat den Aufruf der Bürgerinitiative „G9-jetzt-BW“ bewusst auf seine website (www.arge-stuttgart.org) genommen und damit seine Mitglieder, die Elternvertreter der allgemeinbildenden Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart, aufgefordert, sich Gedanken über das derzeitige G8-Schulsystem für die Gymnasien im Land zu machen. Die ARGE Stuttgart wünscht sich eine ergebnisoffene Diskussion des derzeitigen Schulsystems.  

Die ARGE stellt für das derzeitige G8 fest, dass so gut wie keine mit der Einführung verbundenen Erwartungen erfüllt wurden.

-      Kaum jemand ist durch G8 schneller zur Studienreife gekommen. Im Gegenteil: Die in acht Jahren durchs Gymnasium gepushten Schülerinnen und Schüler müssen an den Universitäten und Hochschulen in dort verpflichtend angebotenen Vor-Seminaren erst mal dazu gebracht werden, universitätsreif lernen zu können.

-      Durch G8 sollte ein höheres Lern- und Bildungsniveau erreicht werden. Z.B. durch Straffung und Aktualisierung der Lehr- und Lernpläne. Kaum etwas wurde in diesem Bereich umgesetzt. Viel zu viel wurde in allen Fächern als unverzichtbar erklärt, Zeit für vertiefendes Lernen und Anwendung des Erlernten wurde und wird zunehmend geopfert. Mit dem neuen Bildungsplan gibt es schon wieder neue Lern- und Prüfungsbedingungen. Kaum jemand glaubt noch daran, dass ausgerechnet dadurch die vor langer Zeit versprochene Lehrplan-Reform verwirklich wird.

Stattdessen hat man durch G8 erreicht:

-   Die Schülerinnen und Schüler kommen ein Jahr vor der „Reife“ nach   dem Abitur im Schnellverfahren aus der Schule – und hängen dann im Alter unter achtzehn Jahren zumeist ein Jahr lang in der Luft. Erst in diesem Jahr reift meistens der Berufswunsch, die Bereitschaft UND Fähigkeit, tatsächlich Studium oder Berufsausbildung zu beginnen. Niemand wird behaupten, dass nach einem Jahr Auszeit das Wissen noch dasselbe ist wie unmittelbar nach dem Abitur.

-   Praktikum, Reisen oder freiwilliges soziales Jahr werden bei „Unter Achtzehn“ erschwert oder gar unmöglich gemacht. Dazu kommt für viele Eltern die Feststellung, dass nach diesem Turbo-Abi ohne Pause, die Zeit danach gar nicht anders sein kann, als ein dringend benötigter Erholungszeitraum.

-          Wer heute sein Abitur in acht Jahren bekommt, ist zumeist ein Jahr jünger als früher – und hatte sehr viel weniger Zeit, sich auf das Leben danach, die Ausbildung oder das Studium vorzubereiten. Geschweige denn, dass er Zeit genug hatte, seinen Berufswunsch zu finden.

-          Vertiefendes Lernen und Üben geht gar nicht mehr, weil entgegen den Versprechungen die Lehrpläne mitnichten so gestrafft wurden, dass damit ein Schuljahr hätte „eingespart“ werden können.

-          Natürlich stresst der häufige Nachmittagsunterricht und nimmt Kraft und Zeit für außerschulische Aktivitäten weg.

-          Verschärft wird die G8-Situation noch zusätzlich durch den ausfallenden Unterricht, der sehr viel höher liegt, als das von den Schulbehörden zugegeben wird.

Die ARGE Stuttgart sieht deshalb in der Initiative „G9-jetzt-BW“ zumindest einen Anlass, eine schulpolitische Diskussion in BaWÜ anzustoßen, die mit den nie verwirklichten Wunschvorstellungen von G8 aufräumt und endlich unseren Kindern die immer wieder verkündete Bildung nach individuellen Bedürfnissen und Leistungsfähigkeit bringt. Andere Bundesländer haben dies längst in Angriff genommen. Baden-Württemberg grüßt in Sachen Bildungspolitik von ganz hinten in der Länderschlange."

Die ARGE Stuttgart wird dieses Thema auf seiner nächsten Mitgliederversammlung im Herbst auf die Tagesordnung setzen.